Dienstag, November 21, 2006

Honoration für besonders originelle Mitarbeitende der Deutschen Bahn

Auf der Zugfahrt von Freiburg nach Basel, heute um ca. 14.45 Uhr. Eine Durchsage:" Guten Tag meine Damen und Herren. Ich begrüße Sie im Regionalzug 1305 von Offenburg nach Basel. Der Zug hält an jeder nur erdenklichen Milchkanne...."
Wenn das mal nicht charmant, ehrlich und originell ist und den Fahrgästen in Sekundenschnelle einen besseren Tag beschert. Hätten wir doch mehr von der lockeren, optimistischen und positiv eingestellten Spezies Mensch!

Mittwoch, November 15, 2006

Was wäre wenn....

Wie angekündigt möchte ich Inhaltliches über die Tagung erzählen, auf der ich war. Ein Vortrag begann mit der Frage:" was wäre wenn die Amishen in USA an der Regierung wären?" (bezogen auf den Amoklauf eines jungen Mannes in einer amishen Schule, der mehrere Schüler tötete.Die Reaktion der Amishen folgte, indem sie die Angehörigen des Täters zur Beerdigung einluden etc....).
Dann wäre ein Irakkrieg erst gar nicht zu stande gekommen. Dann hätten sie nach dem Anschlag des 11. Septembers die Täter zu der Beerdigung der Opfer eingeladen. Dann hätten sie Osama bin Laden (sofern er es war!) die Vergebung ausgesprochen.
Wir Mennoniten werden manchmal belächelt wegen unserer Naivität, die Glauben machen will, dass Gewaltfreiheit und die Negation eines Krieges zu Frieden führen kann. Ist das überhaupt realistisch? Manchmal frage ich mich das auch. Hier aber wird mit einem Beispiel und wenig Worten erklärt, wie man mit einfachen Taten- ohne komplexe Vorkenntnisse, besonderen Eigenschaften, verwirrenden politischen Zusammenhängen- der Friede gefördert werden kann.
Was wäre wenn wir unsere Feinde an das Grab ihrer Opfer einladen und ihnen Vergebung aussprechen? Was wäre, wenn wir statt Gräben Verbindungen ziehen? Was wäre wenn, was im Mikrokosmos möglich (siehe die Reaktionen der Amishen), auch im Makrokosmos möglich wird?

Samstag, November 11, 2006

Lass es raus...

...nein, nicht das Essen- eher meine Gedanken. Momentan bin ich auf einer Tagung, die von mir einiges abverlangt. Inhaltliches möchte ich erst darüber erzählen, wenn ich wieder zuhause bin, aber jetzt habe ich das Gefühl ich muss meinem Drang der unverdauten, unsortierten Logorrhoe nachgehen. Ich habe jetzt seit gestern Abend sage und schreibe 8 verschiedene Referate gehört und jedes Thema wurde natürlich nur im zeitlich begrenzten Rahmen angerissen. Die vielen Worte stecken jetzt in meinen verwurschtelten Hirn fest und meine Synapsen weigern sich gerade noch irgend etwas Produktives weiterzuleiten, sie zischen nur noch ein wenig in meinem Kopf herum, wie eine verzweifelte Dampflock, bei der versäumt wurde Kohle nachzuschippen. Mein Kopf ächzt kläglich! Aber eigentlich will ich nicht so viel von mir reden. Weil, neben dem reißenden Strom der flutenden Referate hat die Tagung auch etwas sehr Unterhaltsames. Denn die Teilnehmenden beglücken die tiefgründig gewählten Worte der Referenten durchaus mit den einen oder anderen Heiterkeiten (wenn man ein wenig rumschaut und beobachtet).
So bittet eine Teilnehmerin den Referenten, der eine Powerpointpräsentation mitgebracht hat mit absoluter Bestimmtheit, er möge doch bitte aus dem Bild gehen (und verrückt dabei keinen Zentimeter ihren Stuhl). Er kommt der Bitte nach und schiebt unter viel Getöse den Rednerpult, sowie Mikrofon auf die Seite. Dann dürfen wir 13strophige Lieder aus dem 16. Jahrhundert singen, begleitet von einer orientalisch vor sich hinjammerden Mandoline. Ich verschwinde währenddessen auf die Toilette und als ich wieder komme stelle ich entmutigt fest, dass sie erst bei Strophe fünf angelangt sind. Währenddessen haben sich die anderen Teilnehmenden verschiedene Taktiken überlegt, wie sie das Lied zeitlich überbrücken und bohren in der Nase, nutzen es für ein schnelles Nickerchen oder wechseln die Batterien ihrer Hörgeräte (ein klein wenig Neid kommt bei mir auf, gibt es auch sowas wie ein Taub-Gerät?). Manche schlüpfen aus ihren Sandalen, um ihre Strümpfe zu lüften und andere drücken ihre Pickel im Gesicht aus und behaupten danach sie hätten Stigmata (für alle, die jetzt verwirrt sind, diese Behauptung war von ihnen nur als Witz gemeint). Manche holen sich etwas zu Trinken aus dem Kühlschrank, der im Tagungsraum steht, der wiederum böse zu brummen anfängt, aber leider nicht das Lied übertönt. Trotzdem startet man auf ihn einen Gegenangriff und entzieht ihm "eiskalt" den Strom. Wieder andere sind ganz raffiniert und singen eifrig mit. Ein wenig schief zwar, aber Hauptsache es geht rum. Und so geht das weiter und weiter.....ich bin fasziniert. Was wohl noch kommen mag?

Donnerstag, November 09, 2006

Schnell, noch was...

Hab noch was vergessen....bei den ganzen Hin und-Hergerenne heute bin ich in der FH auch noch in die Bibliothek gerannt und wollte ein Magazin ausleihen. Der Bibliothekar holte es mir und ich sah auf der Titelseite den Oberkörper eine jungen Frau, nur mit einem BH bekleidet. Der Bibliothekar schaut das Bild auch an und sagt:" also ehrlich gesagt, gebe ich diese Zeitschrift nur ungerne aus den Händen..." und betrachtet dabei sehnsüchtig das Bild. Ich grinse, dann sehe ich, dass es sowieso nicht die Ausgabe ist, die ich will und mache ihn darauf aufmerksam. Gnädig sage ich zu ihm" na, dann können sie sie ja doch behalten, ist das nicht schön?" Dann stürme ich wieder davon in die Vorlesung in der ich noch eine Weile vor mich hinkichernd sitze.

Ein ganz normaler Tag

Ich glaube, ich möchte mal meinen heutigen Tag beschreiben, denn ich frage mich, ob das überhaupt noch normal ist. Wieviel unterschiedliche Dinge man in einen Tag packen kann, das ist unvorstellbar.
Nach Aufstehen und Frühstück geht es im Zug zur FH. Im Zug lese ich die Zeitung, wundere mich über das Gezanke der Repuplikaner und Demokraten in USA und ihre Stimmenheischerei, ärgere mich über Mario M., der mal wieder Aufsehen brauchte, dabei hat er das doch jetzt genug gehabt, verstehe mal wieder die Wirtschaft nicht, deren Unternehmer Gewinne machen und trotzdem Arbeitsplätze abbauen und nerve mich über die Teenies im Zug, die schon früh morgens lautstark Musik hören müssen, dass es bis zu meinen empfindlichen Ohren dringt. An der FH angekommen, renne ich zum kopieren, komme fast zu spät in die Vorlesung, hetzte in die nächste, dann irgendwann zum Mittagessen. Am Mittag gibt es ein Meditationsangebot- ich will mich einlassen, aber mein Ranzen spannt- nur nicht bewegen, das würde auffallen. Ich übe angestrengt das Körpergebet und sehe mich dabei irgendwann auf dem Boden liegen. Am Ende schnell wieder aufstehen und für heute ins letzte Seminar wackeln. Dort geht es um rechtliche Fragen und mein Kopf brummt. Die produzierte Entspannung von der Meditation ist schon wieder verschwunden und nach dem Seminar verschwinde auch ich wieder schnell zum Zug. Der brummt mit viel Getöse wieder Richtung Heimat. Dort angekommen, springe ich raus, schnell ins Haus, rein in meine Sportklamotten und ab ins Airobic. Bin natürlich zu spät, aber Dank meiner Routine komme ich schnell rein. Hampel ein wenig mit, bin unkonzentriert und fange nochmal von vorne an. Dann wieder Heim, was essen, Anrufe erledigen, duschen, Mails schreiben, Anfragen absagen (wirklich, wann soll ich das alles noch machen?). Für den kommenden Wochenendgottesdienst was vorbereiten und dann endlich zur Entspannung ein wenig Blog schreiben. Puh, jetzt föhne ich noch meine Haare und dann geh ich ins Bett. Also, bitte, dass mir heute niemand mehr anruft......

Dienstag, November 07, 2006

Folgendes Geschehen

Ich steige etwas müde, aber zufrieden und nicht zu vergessen, sehr hungrig aus dem Zug und schlurfe zu meiner Haustüre. Da hält neben mir ein Auto und eine Hand wedelt aufgeregt an der Innenseite des Fensters entlang. Ich werde auf die Bewegung aufmerksam und bemerke es ist eine, im wahrsten Sinne des Wortes, ältere Bekannte. Sie ist 63 Jahre und eine ehemalige Arbeitskollegin. Lange haben wir uns nicht mehr gesehen, meine Freude ist, trotz Hunger, groß.
Wir beginnen zu erzählen, kurz, versteht sich, wir wollen uns nicht aufhalten, mein Magen knurrt, ihr Haus wartet. Also, langes kurz zusammenfassen....so denken wir und dann entsteht plötzlich ein vertrautes und tiefgängiges Gespräch. Sie berichtet mir davon, dass sie seit einiger Zeit in Therapie geht und liefert mir Beispiele für den Erfolg, den es in ihrem Leben damit schon gebracht hat:" weisst du..." sagt sie:" in den Begegnungen mit Menschen habe ich oft gedacht, in diese Gesellschaft passe ich nicht. Die sind alle besser und schöner, schlanker und schlauer als ich! Und ich bin nur ein Dubel (allemanischer Ausdruck für Depp). Und das, obwohl ich Erlebnisse hatte, bei denen mich attraktive, intelligente Männer eingeladen haben... Mir aber hat das Angst gemacht und ich habe die Einladungen ausgeschlagen. Und nun stell dir vor, da sagt mein Therapeut- ja, was glauben sie, warum diese Männer sie eingeladen haben. Ja wohl nur, weil sie für sie interessant und attraktiv wirkten...." Es entsteht eine Pause, sie holt tief Luft, schaut nachdenklich an mir vorbei, wirkt etwas nachdenklich. Dann sammelt sie sich:" Und weißt du, was ich dann dachte: Der Mann hat Recht!" Ich werfe verwundert die Arme in die Luft und rufe impulsiv:" natürlich hat dein Therapeut recht....!" Sie schaut mich verwundert an und fragt:" Ja findest du das auch?" "Ja natürlich, nichts anderes!" Ein kurzer Moment des Schweigens folgt, sie schaut mich an, dann gluckst sie und dann lacht sie schallend. Ich lasse mich anstecken... Wir stehen auf der Straße und lachen. Und wir lachen und lachen und lachen...........
Mein Magen knurrt immer noch, doch das ist zweitrangig. Ich stehe mit einer 63jährigen Frau auf der Straße und freue mich darüber, dass sie in diesem ehrenwerten Alter den Mut gefunden hat, ihren Wert zu entdecken.........ach Gott, wie schön, und wir lachen und lachen und lachen!!!!