Sonntag, Februar 19, 2006

Peruanischer Gottesdienst und Stromausfall

Heute waren wir zum zweiten Mal seit wir hier sind in der Kirche. Mit diesem Bild kann man einen kleinen Blick auf sie werfen. Sie ist eigentlich eine SChreinerei in einem eher aermlichen Viertel. Jeden Samstag rauemen sie die Schreinerei, die Geraete aus, um Gottesdienst halten zu koennen. Im zweiten Stock lebt die Familie, die die Raeume zur Verfuegung stellt. Mittlerweile nutzen sie fuer sich nur noch zwei Zimmer , da sie die anderen Zimmer fuer das Kinderprogramm zur Verfuegung stellen. Sie leben dementsprechend beengt, aber sie sagen durch ihren GLauben haetten sie so viel gewonnen, dass sie dies gerne tun. Hier machen die Jugendlichen den Lobpreis. Die Mikrophone werden sehr laut eingestellt, so dass man sich am besten einen Platz sucht, an dem man nicht das Gefuehl hat, es werden einem durch die Lautsaerke die Ohren weggeblasen. Zu meinen man braeuchte die Technik, kommt aus den USA, die urspruenglich die Kirche aufgebaut hat. Trotz allem sind die Gottesdienste recht eindruecklich und gerade Gebet und Lobpreis, stehen sehr im Mittelpunkt ihres Glaubens, etwas, was wir in unserer westlichen Welt ein wenig verloren haben, schliesslich leben wir im Ueberfluss und koennen uns in vielen Dingen selbst helfen, meinen wir zumindest.

Gestern haben wir mit unseren Schweizer Freunden ein wenig Abschied gefeiert, da wir heute mit ihnen nach Lima fahren und morgen von dort aus nach Cuzco fliegen. Waehrend des Abendessens fiel der Strom aus. Nicht, dass das wirklich ein Problem gewesen waere, doch die ganze versammelte Stadt lag im Dunkeln, was der ohnehin farblosen, staubigen und schmutzigen Stadt, einen unheimlichen und beaengstigenden Eindruck vermittelte. Ich war wirklich dankbar, dass ich zu dieser finsteren, dunklen und verwegenen Zeit in einem sicheren und geschuetzten Haus sein durfte. Wenn eine ganze Stadt im Finstern liegt, hat das etwas von einer Kriegsstimmung.

Ach, bevor ich es vergesse. Martins Gepaeck ist wieder da. Wir konnten es auf dem Flugplatz in Trujillo abholen. Endlich wieder die eigenen Sachen, die eigenen Kleider, die vertrauten Dinge. Gracias a Dios!

Mittwoch, Februar 15, 2006

Rund um den Plaza de Armas

Heute ist ein komischer Tag. Martin hat Durchfall und ich Verstopfung. Nun, so leiden wir beide ein wenig vor uns hin, jede/r auf seine Art. Heute Mittag waren wir in der Stadt Trujillo, die einen schoenen Platz, in spanischem Stil hat. Um den Platz herum kreuzen sich die Strassen und wenn die Ampeln auf Rot stehen, kommen jugendliche Maenner, die dort auf dem Fussueberweg ihre kleinen Kunststuecke vollfuehren, wie Flicflacs, Saltos oder aehnliches. Danach gehen sie zwischen den Autos durch und sammeln ein wenig Geld ein. Ansonsten tummeln sich dort saemtliche Menschen, die sich ein bisschen Geld erhoffen- Schuhputzer, Kaugummiverkaeufer, Bonbonverkauefer, Maler, Jongleure etc. Darunter natuerlich Frauen und Kinder, Kranke und Behinderte. Schon sehr erdrueckend.
Wir waren heute unterwegs, um Kleider fuer Martin zu kaufen. Momentan hat er noch Kleider von unseren Freunden ausgeliehen, aber wenn wir naechste Woche nach Cuzco reisen, dann braucht er die Sachen. Einkaufen ist immer ein besonderes Erlebnis. Da wir weiss sind, draengen sich die VerkauferInnen um uns, ziehen alles aus den Regalen, legen alles hin, wollen alles verkaufen. Sie sind dabei aber sehr freundlich, nicht boese, wenn man nichts kauft und ausserdem kann man mit ihnen ein wenig ins Gespraech kommen. Ein recht interessanter Tag und nun nutzen wir die Zeit noch zum ausruhen, lesen und zum Fenster hinaus schauen und sich wundern, wie sie es schaffen, sich nicht ueber den Haufen zu fahren.

Montag, Februar 13, 2006

EIn halleluja und verlorenes Gepaeck

Immer noch haben wir kein Gepaeck. Juerg ist endlich bei IBERIA durchgekommen. Dort wurde bestaetigt, dass das Gepaeck verschwunden sei. Jetzt duerfen wir auf IBERIAS Kosten einkaufen, doch besonders gluecklich hat mein Mann nicht ausgesehen. Dafuer hatten wirgestern Nacht wunderschoene Gespraeche mit unseren Freunden hier, die sich hier als Missionare einsetzten. Trotz ihrer ganzen Energien, die sie aufbringen muessen, wenn sie mal wieder feststellen, dass die Kulturen massiv auseinanderklaffen, wenn sie auf jedes noch so kleine Eigentum aufpassen muessen, dass es nicht gestohlen wird, wenn sie mit technischen Problemen zu kaempfen haben und nicht wissen welche Peruaner kompetent sind etc., verlieren sie nicht den Mut und es scheint mir, als bringen die Umstaende sie in eine besondere, ja fast kann man sagen beneidenswerte Abhaenigkeit GOttes, die sie zufrieden, mutig und hoffnungsvoll macht. Mag es verrueckt klingen, aber sie sind zu bestaunen. Ich kann von ihnen lernen, will zufriedener werden, will dankbar sein fuer alles was ich habe. Was ist da schon ein verlorenes Gepeackstueck. Es ist wie ein Mueckenstich im Winter, ueber den man sich wundert, sich aergert, krazt und dann ist es vergessen.

Sonntag, Februar 12, 2006

Hola Peru

Gerade habe ich meinen letzten Eintrag gelesen und festgestellt, dass meine Vorahnungen sich bestaetigten. Peru ist ein armes Land, alles heruntergewirtschaftet, die Menschen im Teufelskreis der Armut und Korruption und dazwischen Missionare aus Europa, die ein kleines Licht in diese verlorene Welt bringen wollen (und zum Teil auch bringen). Wenn ich an die letzten Tage zurueckdenke kann ich nicht behaupten, dass wir hier in einer Oase der Idylle angekommen sind. Im Gegenteil, unser Flug forderte schon manche Strapazen, denn er war ueberbucht und so verbrachten wir ungeplant eine Nacht in Madrid. Am naechsten Tag flogen wir dann mit drei Stunden Verspaetung nach Lima, um dort festzustellen, dass Martins Gepaeck nicht mitgekommen war. Bis heute haben wir es noch nicht und wenn wir bei IBERIA (an alle, die gedenken mit dieser Gesellschaft zu fliegen) anrufen, nimmt einfach niemand ab oder es ist besetzt oder es nimmt jemand ab und legt nach dem ersten Satz gleich wieder auf, ehrlich wahr.
Trotzdem interessiert mich dieses Land und die Menschen hier sehr. Nicht, dass ich vor Faszination ueberschauemen wuerde. Es sind eher die kleinen Momente, die mich beruehren, die mich herausfordern. So waren wir gestern mit der Gemeinde hier am Strand. Gegend Ende des Aufenthalts fingen die Peruaner an sich gegenseitig nasszuspritzen. Wir hatten eine Frau mit ihren beiden Kindern im Rollstuhl dabei, die dem Treiben zusah. Als sie die Ausgelassenheit und das Hinterherrennen sah, fing sie an zu lachen und lachte und lachten und lachte. Sie hatte an einer Situation, die wir vielleicht nicht einmal beachten wuerden solch eine Freude, dass ich ganz beschaemt wurde. Koennte ich fuer solche Momente dankbar sein? Koennte ich lachen und zufrieden nach Hause gehen? Fuer sie war dieser Ausflug wohl etwas besonderes und ihre Froehlichkeit drang bis ins Innerste meines Herzens. Es ist nicht nur eine Froehlichkeit irgendeines Menschen, es ist ein Lachen von einer alleinerziehneden Mutter in Peru, die nicht lesen und schreiben kann, die durch eine Hilfsorganisation an einen Rollstuhl gekommen ist, den wir in Deutschland ausrangieren wuerden, die nicht jeden Tag etwas zu essen hat und die nicht versichert ist. Ein Lachen von einer Frau, die allen Grund haette zu verzweifeln, ungluecklich zu sein und aufzugeben. Sie weiss es nicht, aber sie hat mich mit ihrer Freude herausgefordert. Als wir uns verabschiedeten sagte ich zu ihr, was fuer eine unglaubliche Engergie sie hat und dass es fuer mich eine Freude war sie kennenzulernen. Sie nickte nur und lachte.