Sonntag, Juni 25, 2006

Unwetter


Gerade haben wir, nachdem wir rechtzeitig aus dem Schwimmbad geflohen sind, ein Unwetter überstanden. Eigentlich muss ich sagen, meine Pflanzen im Garten haben es überstanden. Das war meine größte Sorge, und nachdem Sturm, Regen, Wind, Wasser unerbittlich über unsere Dächer, Häuser, Bäume, Pflanzen, Autos etc. gesaust ist, stand ich staunend, fast verzweifelt am Fenster und beobachtete ohnmächtig, was für Gewalten da draußen am Werk waren. Sträucher rissen ab, Gartentische fielen um, Pflanzen knickten ein, Blätter flogen durch die Luft und Topfpflanzen wurden umgeworfen.
Es dauerte nicht lange, vielleicht zehn Minuten. Jetzt ist alles wieder still, friedlich. Bin gleich in meinen Garten gestürmt. Ein Bild der Verwüstung, hätte weinen können. Schnell habe ich die ledierten, aber einigermaßen gut aussehenden Pflanzen wieder aufgestellt und hoffe, dass sie sich schnell erholen. Oh je, was Landwirte alles durchmachen müssen?

Dienstag, Juni 20, 2006

Ole, Ole..............

Wenn sich die Tür zu unserem Büro öffnet, dann ist man gespannt, was uns erwartet. Einer, der Geld haben will, einer, der nur abzockt, der sich um sein Leben nicht kümmert?
Vielleicht- Hände werden geschüttelt, Stühle gerückt...das Feld ist frei für Erzählungen. Dann wird erzählt, erst vorsichtig, man weiß nicht wo anfangen, wie erzählen. Aber egal, an welchem Zipfel der Tischdecke man zieht, das Geschirr fällt so oder so herunter. Und es fällt, manchmal scheint es, als falle es lange......
Vor uns sitzt ein Argentinier- Mal wieder.
Er ist schon lange in Deutschland. Er hat in einer Firma gearbeitet, die langsam bankrott ging. Der Geschäftsführer hat ihm das verschwiegen. Er hat gearbeitet, viele Überstunden, hat den einen Monat, dann den nächsten, dann den übernächsten seinen Lohn nicht erhalten. Dann ist zu allem Elend seine Frau ausgezogen. Er bekommt Alg I, alles geht noch einigermaßen, keiner will was von ihm. Er sucht verzweifelt weiter nach neuer Arbeit. Dann kommt er in Alg II, sein Sohn geht nach Argentinien. Die Welt bricht für ihn zusammen. Er versucht eine andere Wohnung zu bekommen, da das Amt sich weigert eine nun zu große Wohnung zu zahlen. Die Mieterin macht Druck. Er hat Verständigungsschwierigkeiten mit dem Arbeitsamt, sein Sohn, der immer Übersetzungsarbeit leistete ist weg. Ja klar, er kann ein wenig deutsch, aber es geht langsam und das Amt hat keine Zeit. Verzweifelt bezahlt er mit dem Geld die anfallenden, ständig wachsenden Mietschulden. Mitte des Monats hat er nichts mehr zu essen. Er erhält von uns einen Lebensmittelgutschein. Die Monate gehen vorbei. Dann erhält er Arbeit. In der Wohnbaugesellschaft als Hausmeister, die ihm zur Auflage macht, in einer Wohnbaugesellschaftswohnung zu wohnen. Ja, macht er, aber die Wohnung wird erst in drei Monaten frei und er muss doch aus seiner alten WOhnung raus, niemand zahlt ihm die Miete und der Arbeitsbeginn ist doch auch erst in ein paar Monaten. Das kümmert die Wohnbau nicht, sein Problem. Also harrt er aus, kommt ab und zu und holt sich bei uns die Gutscheine ab, weint manchmal, er will doch nur arbeiten und vom Staat unabhängig sein. Aber da ist noch ein Problem, er muss einen Integrationskurs absolvieren, dass er einen unbefristeten Aufenthalt in Deutschland erhalten kann. Den würde er gerne machen, aber er ist beschäftigt über die Runden zu kommen, auf Ämter und Beratungsstellen zu rennen, ja, er will, er ist willig, er macht alles, was das Amt sagt und will, aber es reicht nicht, irgendwie reicht es nicht.......
Dann endlich kann er arbeiten, 50% für 750€, wunderbar, endlich aus dem Alg II raus. Aber die Wohnung kostet 430 € und was machen mit dem übrigen Geld? Die angefallenen Schulden abzahlen, die nicht runtergehen wollen und wieder zu uns kommen, Lebensmittelgutschein abholen und außnahmsweise Kuchen, weil wir gerade einen hier haben...................

Und draußen fahren hupend die Autos vorbei:" ole, ole, ole, ole, Deutschland ist im Achtelfinale....", grölt es aus den Autos. Ich denke, oh, sind die Deutschen schon so bescheiden geworden? Naja, was die WM betrifft wohl schon. Und was unser Geld betrifft? Könnten wir auch mit etwas weniger auskommen und den Rest besser verteilen?
Ich lächle diesen von Mühen gezeichneten Mann an, er lächelt zurück, wenn auch sehr müde. Ich bete innerlich:" Gott lehre mich jeden Tag ein Stück mehr Solidarität mit den Bedürftigen..."

Dienstag, Juni 13, 2006

Entdeckungen


Mich dünkt, als säßen die meisten Menschen der deutschen Nation heute abend vor den Bildschirmen, denn schließlich spielt Brasilien und wie alle wissen, gibt es keinen schönere Fußball, als der der Brasilianer. Ich dagegen sitzte am PC und höre aus dem Wohnzimmer die Stimme des Sprotmoderators und das Rascheln der Chipstüte.
Ich selbst bin in einer Stimmung, in der ich mich hin und hergerissen fühle die abendliche frische und warme Luft zu genießen (sitze am offenen Fenster) und doch ein wenig die hübschen Brasilianer zu bestaunen. Werde mich wohl für das Zweitere entscheiden. Nur noch eines: habe heute etwas entdeckt, was für mich interessant sein könnte und gleich mal zwei Hefte bestellt.
Es ist die älteste und einzige Zeitschrift für feministische Spiritualität und Theolgie in Deutschland und nennt sich "Schlangenbrut" (näheres: www. schlangenbrut.de). Ein origineller Name, der natürlich auch abschreckend klingt. Ich bin gespannt und werde bei Erhalt berichten.