Donnerstag, Mai 25, 2006

Du musst frecher schreiben....

Mein Mann lümmelt im Bett, klagt über Kopfschmerzen und Migräne und hört lautstark Heavy- Metal. Ich liebe seine pubertären Züge, seine Coolness und seine Stärke, trotz Kopfschmerzen sich der erbarmungslosen Welt zu stellen und sich als Mann zu demonstrieren. Stählern vergrößern sich seine Adern auf der Stirn und pulsieren unerbittlich, die Sekunden zu Minuten und die Minuten zu Stunden machend. Stoisch und heroisch wird die quälende Krankheit hingenommen, der Rhythmus der Musik angepasst an die pulsierenden Schläge oder die Pulsschläge angepasst an den Rhythmus?! Wer weiß, man(n) spricht nicht darüber! Zwischendrin ein leises Heulen aus dem Bett, dann erträgt sich der Schmerz wieder besser und man(n) kann sich dem Schicksal weiter hingeben, wie es vom Mann erwartet wird.
Lauter werden die Töne, aggressiver die Musik, gerade ist der Sänger am Höhepunkt seiner Gesangsleistung angelangt, kreischt heldenhaft in sein Mikrophon und der Schlagzeuger traktiert sein Instrument, zerschlägt vermutlich dabei seine Schlagzeugstöcke. Vor mir erscheint das Bild eines muskulösen, langhaarigen "Drummers" dessen Schweiß männlich über das Gesicht läuft, Speichel sich im Mund ansammelt, der gekonnt im hohen Bogen über das Schlagzeug gespuckt wird und dort gezielt auf der Bühne landet.....
Ein leises Stöhnen aus der Ecke des Bettes, befriedigt schwingt mein Mann mit der Musik mit, auch wenn jetzt die Adern aus seinem Kopf zu platzen drohen.
Dann steht er auf, richtet sich auf, steht leicht schwankend, aber stolz, noch auf seinen beiden Beinen stehen zu können, vor dem Bett. Gäbe es in unserem Zimmer einen Baum, würde er jetzt dagegen pinkeln. Der Kopf dröhnt, pulsiert, der Sänger singt.
Mein Mann senkt seine Stimme und spricht:" ich glaube, ich muss mich heute krank schreiben lassen. Du musst die Wohnung alleine putzen!" Auftrag erledigt, Feind geschlagen, der Sänger singt ihm eine Siegeshyymne. Dann schlurft er zum Kühlschrank, holt sich ein Bier, schlurft zurück ans Bett und sinkt in die Federn. Für das, was er durchgemacht und dabei seine Männlichkeit bewahrt hat, hat er sich Bier und Ruhe verdient. Es lebe der Machismus!