Dienstag, Januar 17, 2006

heilige Unruhe, Hautausschlag und Guardini

Von der heiligen Unruhe spricht Romano Guardini, Theologe und Religionsphilosoph, den ich sehr verehre. Er bittet Gott in einem Gebet: wecke in mir, oh Herr, die heilige Unruhe, dass ich allezeit nach Dir suchen müsse...
Naja, und ich sitzte hier und bin auch unruhig. Aber von heiliger Unruhe kann nicht die Rede sein, ich bin nur genervt, jeden Tag ein wenig mehr. Ich bin froh, wenn die Klausuren hinter mir sind. Ich sehe keinen Sinn in dem Stoff, den wir zu lernen haben. Gestern sagte ich zu meinen Freundinnen (denen es nicht besser geht), wenn ich nicht bald wieder runterkomme, kriege ich einen Hautauschlag. Die Wut sitzt mir schon unter der Haut. Dann war gestern noch MitarbeiterInnenversammlung im Altersheim, in dem ich jobbe. Da mein Herz nicht nur für Frieden, sondern auch für Gerechtigkeit schlägt und ich es nach einem Jahr verheerender Umstände zwischen Vorgesetzer und Mitarbeiterinnen, nicht mehr ausgehalten habe, habe ich eine Wahl der Mitarbeitervertretung beantragt (ja, man glaubt es kaum, es gibt noch Betriebe, in denen es keinen Betriebsrat gibt. Einfach deshalb, weil die Mitarbeitenden unwissend und ängstlich sind). Dazu war gestern eine Infoveranstaltung. Da trieb mich gleich wieder eine unheilige Unruhe um, denn wie eigentlich zu erwarten, aber Frau Uli will es ja nicht wahr haben, hat niemand die Klappe aufgemacht, als wieder mal ich. Die Dienstleitung wurde sauer auf mich und ich dachte, wie lange würde ich es wohl in einem Kriegsfalle aushalten. Könnte ich gegen Ungerechtigkeiten stand halten oder würde mir das Reden vergehen? Missstände anprangern ist eben kein leichter Job und je höher die Bedrohung ist, um so einsamer steht man da. Könnte ich das aushalten? Vielleicht muss ich mir die Frage nicht stellen und mich einfach weiter da einsetzten, in dessen System ich gerade involviert bin. Und vielleicht sind solche Situationen gar nicht so schlecht, da sie mich daran erinnern, dass ich Gott suchen MUSS.
In diesem Sinne möchte ich Guardinis Ende seines Gebetes wiedergeben:
Lehre mich das Geheimnis verstehen, nach dem Du mein Wesen geschaffen hast: dass ich nur leben kann aus dem, was über mir ist, und mich verliere, sobald ich mich in mich selbst stelle. Nimme meine Hand; hilf mir, zu Dir hinüberzugehen, damit ich in Dir mich wahrhaftig finde. Amen!!!

4 Comments:

Blogger Tobias Faix said...

Ein schöner und für mich lehrreicher Eintrag. Danke Uli. Finde mich da zu 100% wieder.

10:29 PM

 
Blogger martin said...

in diesen schatten stehe ich gerne dazu.

ja wir leben zusammen. hat sie wahrscheinlich von mir

11:01 PM

 
Blogger Uli´s Blog said...

sag mal, ihr zwei verrückten Männer (habe gerade eure nächtliche Konversation in Tobys Blog gelesen. D.h. erst mal danke Toby- ich muss jetzt mal was richtig stellen. Eigentlich stehe ja ich extrem gerne im Schatten meines Mannes (deshalb schaue ich ebenso wie Toby täglich verzweifelt in Martins Blog, ob wieder etwas neues drinsteht). Nun ist mir klar, warum wir immer mal wieder um die Schatten des anderen kämpfen. Herzlichst- Hüsch ist tod und das schon seit Tagen, mit 80 war es soweit, wo er jetzt wohl ist.........?

11:44 AM

 
Blogger martin said...

1. nachhilfe für meine schwester d. aus f.
liebe d. aus f. nicht nur lesen sondern auch kommentare dazu verfassen - das heisst bloggen.

7:38 PM

 

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