Sonntag, Januar 08, 2006

Sachen gibt´s?!

oh ist das ein Tag. Mein Mann versucht verzweifelt seine CD´s bei Ebay zu versteigern, während ich mich köstlich über seine Ängste amüsiere, dass sie nicht weggehen und sie schließlich wieder in unseren überladenen Besitz übergehen. Zudem hat er drei Bücher versteigert, von denen bis jetzt noch keine der KäuferInnen das Geld überwiesen hat. Wenn ich nicht Bammel hätte, dass ich ihn wegen seinen hyperventilierenden Anfällen am Ende noch reanimieren muss, würde ich mich noch mehr amüsieren. Aber das nur nebenbei.
Heute sind wir seit langem wieder in der Gemeinde gewesen. Als wir ankommen wimmelt es von vielen aufgeregten Menschen und ich wundere mich ein wenig darüber. Dann erhalten wir die Information, dass der Gottesdienst im Freien beginnt, wir sollen uns auf dem Hof sammeln (man muss wissen, dass sich unser Gemeindezentrum in einer Scheune auf einem Bauernhof befindet). Also marschieren wir zum Menschenpulk. Dort wundere ich mich erneut über die schräge Mode mancher Jugendlicher, die mit einem bunten Bademantel bekleidet sind. Der gibt wohl schön warm in dieser Eiskälte, denke ich für mich, naja, wenn es ihnen gefällt, zumindest ist es eine originelle Idee. Dann begrüße ich einige Gemeindemitglieder, wünsche ihnen ein gesegnetes neues Jahr und bin nebenbei noch ein wenig erstaunt, dass der höfische Brunnen so nett mit Blumen geschmückt ist. "Man könnte meinen hier gibt es eine Taufe..." murmele ich vor mich hin."Ganz genau" sagt meine Nachbarin, ich drehe mich zu ihr um und denke, typisch......, macht immer solche Witze. Und es geht auch schon los. Während ich noch in Gedanken versunken war, sangen wir " großer Gott wir loben dich..." und dann hält einer eine Ansprache, dass wir heute ein neues Gemeindemitglied erhalten, weil sie sich taufen lassen möchte. Dann karren plötzlich zwei Männer drei große Kannen voll heißem Wasser heran, schütten das bisschen in den riesen eiskalten Brunnen, wir stehen da und frieren, die Kannen dampfen, das Wasser verdampft aber sofort, als es in das kalte Brunnenwasser gegossen wird. Das dazugegossene heiße Wasser ist eher eine psychische Beruhigung aller Zuschauenden als eine tatsächliche physische Hilfe für den Täufling.
Hinter dem Brunnen dampft idyllisch der Misthaufen, der ist jetzt auch schön warm, denke ich verträumt, da stampft das Mädchen mit dem bunten Bademantel (jetzt ohne Mantel) aus der Reihe und steigt zielstrebig und ohne Zögern in den Brunnen. Das Wasser steht ihr bis zu den Knien, der Älteste lässt sie hinsitzten, dann taucht er ihren Kopf unter Wasser, die Zuschauer stöhnen mitleidig, einige schießen schnell ein Foto, der unbeeidruckt dampfende Misthaufen im Hintergrund und schon wird sie aus dem Wasser gezogen und in den Bademantel eingewickelt. Das war´s, ich bin beeindruckt. Noch beeindruckter bin ich dann von der Jugendband, die für den Täufling Lieder eingeübt haben und die mit ihrem jugendlichen Dasein eine Energie im Raum versprühen, die gut tut, die wir für uns nutzen können, die uns flexibel hält und wach und erfrischend wirkt. Mögen manche die Taufe im Winter verrückt finden, wieso nicht bis Sommer warten, warum der Aufwand, warum eine Lungenentzündung riskieren? Weil die Energie versprüht werden will, weil die jugendliche Begeisterung gelebt werden will, jetzt und hier und auch in der Kälte, weil es so ist! Das finde ich sehr gut.